Heute ist die Premiere unser Dokumentarfilm „Ohne Rast. Ohne Eile“. Ein Tag -nach vielen Tagen Arbeit- der Freude. Und dennoch strahlt diese Freude seit Monaten der Vorbereitung nicht wie sie strahlen sollte. Sie ist getrübt. Wir sind betrübt. Traurig. In Trauer. Und ja, auch wütend.
Das aktuelle Bild des ertrunkenen dreijährigen Jungen brauchen wir hier nicht hochladen. Das habt ihr zu genügend zu Gesicht bekommen. Dieses Bild ist eine schreckliche Zusammenfassung aller toten Menschen, die nicht das Meer tötete, sondern die europäische Politik, die ihnen eine furchtbare Entscheidung aufzwingt: das Leben zu riskieren, um ein Leben zu gewinnen.
Die Menschen, die dort ertrunken an den Stränden des europäischen Hauses liegen – sie flohen nicht nur nach Europa. Sie flohen auch vor (!) Europa. Sie flohen vor den Folgen der europäischen Außen- und Wirtschaftspolitik, vor ihrem Tun und ihrem Nichttun. Denn die Welt ist längst globalisiert. Globalisiert ist die Ausbeutung. Globalisiert sind die Finanzströme. Globalisiert sind die Ursachen der Kriege, des Hungers und des Elends. Jede wirtschaftliche Kausalität schafft es über jede Grenze. Nur der Mensch darf noch immer nicht frei wählen, wo er auf der Erde leben mag. Für den Menschen gibt es Grenzkontrollen, Stacheldrahtzäune, Aufenhalts“berechtigungen“ und Abschiebungen und den Tod.
Heute ist der 3. September im fünfzehnten Jahr des 21. Jahrhunderts und die Welt ist in einem sehr beschissenen Zustand. Wir freuen uns heute, euch im Kino ACUD ein Material zu zeigen, das zeigt, wie Menschen die Hoffnung globalisieren. Der Film ändert nichts am Zustand der Welt. Aber vielleicht kann er etwas Kraft und Zuversicht spenden, dass es nicht nur lohnt, diese Welt zu ändern, sondern das es auch eine unbedingte Pflicht dazu gibt.
Viviana Uriona und Mark Wagner von den Kameradistinnen