Komm einfach vorbei!

In den Schnittworkshops der Kameradist:innen lernen Menschen, wie sie ihr selbstgedrehtes Material in einen Film verwandeln. Das Beispiel unten erzählt vom Besuch junger Leute im Protestcamp „Lützi“.

Mit Unterstützung des deutsch-französischen Jugendwerkes und des Potsdamer Vereins Inwole besuchten die jungen Erwachsenen im Sommer 2022 „Orte der Zerstörung und Hoffnung“ überall in Europa und kamen auch beim von der Zerstörung bedrohten Dorf Lützerath und den Aktivist:innen vor Ort vorbei. Mit ihren Smartphones filmten sie entlang ihrer Reise Eindrücke und Interviews. Aus den Lützerather Aufnahmen entstand dann später im Workshop dieser erste Film.

In deutschen Kellern

Die verlorene Kultur der Marshallinseln liegt in deutschen Kellern. Doch sie wird auf den Marshallinseln schmerzlich vermisst. Im Video spricht Meitaka Kendal Lekka über ihre Gedanken und Gefühle im Umgang mit den zahlreichen Objekten aus deutschen Archiven, die während der Kolonialzeit ins Deutsche Reich gebracht wurden und noch heute in der Bundesrepublik lagern, ohne dass es ein Konzept für einen Rücktransfer von kulturellem Wissen gibt. Hier muss etwas getan werden. Aber wer tut es? Und wann geht es los?

 

Filmwerkstatt im Projekthaus Potsdam

Menschen aus vielen europäischen Ländern werden im Potsdamer Projekthaus über Ostern 2022 zusammenkommen. Es sind Menschen, die in den einzelnen Ländern für unser Projekt „Finding Europe“ Interviewpartner:innen aussuchten, die Locations festlegten und die Interviews zur wünschenswerten Zukunft der EU führten, die wir mit unseren Kameras aus der Beobachterposition festhielten. Nun werden unsere Protagonist:innen sich zum ersten Mal auch untereinander treffen.

Putins furchtbarer Angriffskrieg gegen die Ukraine hat die politische Landkarte Europas verändert. Zwischen den Interviews, die unsere Protagonist:innen zwischen dem Juli 2020 und dem Dezember 2021 führten, und der heutigen Zeit scheinen Jahrzehnte zu liegen. Europa scheint geeint wie nie. Die meisten Sanktionen gegen Russland wurden unbürokratisch und blitzschnell entschieden. Länder wie Polen und Ungarn nehmen mit einem Mal in großer Zahl Geflüchtete auf. Eine EU-Mitgliedschaft der Ukraine rückt in greifbare Nähe.

Und doch spricht sehr Vieles dafür, dass die neue Einigkeit und das neue Umdenken die tieferen Risse und Probleme der EU auch überdecken. Nach wie vor sind die sozialen und ökonomischen Unterschiede in der Union enorm. Nach wie vor sorgen sich Menschen um bezahlbaren Wohnraum. Nach wie vor gibt es Armut in der EU. Nach wie vor streben nationale Gruppierungen nach einem Austritt von Mitgliedsstaaten.

In Potsdam wollen wir herausfinden, was unsere Protagonisten heute anders sagen würden und was sie unverändert für richtig halten. In Potsdam werden wir auch neue Menschen in dieses Projekt bringen: Zum einen Jugendliche aus der Stadt, die durch die Arbeit mit uns das Filmhandwerk erlernen werden, zum anderen Geflüchtete aus der Ukraine, die wir hinter und vor der Kamera am Projekt beteiligen wollen.

Du bist zwischen 16 und 27 Jahren oder stammst aus der Ukraine? Dann kannst du dich zur Filmwerkstatt einfach per E-Mail anmelden: mail[at]kameradisten.info. Mehr Informationen findest du hier: Link zum Veranstalter und Partner.

Von Herzen

Von Herzen haben wir für die Amadeu Antonio Stiftung den folgenden kleinen Clip produziert. Texte zum Aktionstag der Stiftung und ihren 20 Forderungen an die neue Bundesregierung, Fotografien und mehr Videos gibt es unter diesem Link.

Dreharbeiten abgeschlossen

15. Oktober 2021: Wir haben die Dreharbeiten für FINDING EUROPE im Baskenland abgeschlossen und drehen morgen und übermorgen in Madrid ab. Es war ein langer Weg. 16 Länder der EU. 86 Menschen. So viele Orte. So viele Meinungen, und doch waren sie weitgehend übereinstimmend in den Wünschen nach Frieden, ein wenig Wohlstand und einem intakten Planeten.

Wir redeten mit Geflüchteten, Arbeiter:innen, Akademiker:innen, Reichen, Armen, Aufgestiegenen, Abgehangenen, Hoffenden, Träumenden, Wütenden und Verzweifelten. Und wir filmen ausgiebig Europas vielfältige Lebenswelten und Landschaften, Einöden und quirlige Städte, dichten Wald, verklüftete Berge, Häuserburgen und trockene Grasländer, Ströme aus Licht und die fast völlige Finsternis. Noch nie haben wir aus einem Filmprojekt soviel Footage in den Schneideraum mitgenommen.

Es wird ein kuscheliger Winter vor den Bildschirmen werden, in dem wir das alles sortieren und verstehen müssen. Drückt uns mal die Daumen, dass wir das alles kapieren. Das wird krass.

Europas Elefant

In der Zwischenzeit haben wir unserer Filmprojekt „Finding Europe“ nach Griechenland, Österreich, Litauen und Polen gebracht, drehen demnächst in Leipzig und Berlin (Deutschland) und bereiten intensiv die Dreharbeiten für Tschechien, Ungarn, Kroatien, Serbien, Rumänien (Siebenbürgen), Italien, Frankreich, Spanien, Dänemark und Irland, Nordirland und Schottland vor.

Weil wir lieber drehen gehen als über das Drehen zu schreiben, haben wir diesen kleinen Blog sehr vernachlässigt. In loser Reihenfolge findet ihr hier ein paar Stills aus den Dreharbeiten in Österreich, Polen und Litauen. Es waren bewegende Wochen, in denen wir sehr besondere Menschen trafen, die uns tiefe Einblicke in ihr Leben gaben. Natürlich geben euch davon die Fotos nur eine Ahnung, aber dafür wird es ja bald einen Film geben, der das sehr viel präziser erzählen wird.

Unter den Bedingungen der weltweiten Pandemie verlief und verläuft „Finding Europe“ natürlich etwas anders als geplant. Es gibt Quarantänezeiten in den jeweiligen Ländern, zu denen wir abwarten müssen und nicht drehen können. Wir wissen schon nicht mehr, wie viele Tests (alle negativ) wir im Team schon hatten. Ein Gutteil der Logistik und Planung müssen wir auf die Beachtung der jeweiligen Landesvorschriften und ihrer Hygienekonzepte verwenden. Aber Corona (so ist unser Eindruck von unserem bereits gedrehten Material) macht die filmische Suche nach Europa auch sehr viel spannender. Fast alle Interviewten kommen auf die Pandemie zu sprechen, wenn sie über Europas (fehlenden) Zusammenhalt, seine Entscheidungsfähigkeit und seine bürokratischen Hürden sprechen. Das Projekt „Finding Europe“ ist wegen der Pandemie sozusagen konkreter geworden, weil ein ganz naheliegender Prüfstein der europäischen Identität auch in der (Nicht-)Bewältigung der Herausforderungen der Pandemie liegt: Corona ist Europas Elefant, der im Wohnzimmer steht.

Das Papier blieb kalt

Seit dem Herbst 2020 unterrichtet eine marshallesische Professorin vom CMI an der Weissensee Kunsthochschule Berlin: Meitaka Kendall-Lekka. Es war ein harter Kampf, sie überhaupt und besonders unter Pandemiebedingungen mit ihrer Familie in die Bundesrepublik zu bringen.

Nun bringt sie ihre Student*innen an der KHB in Kontakt mit Themen, die in der Kunst wirklich nicht fehlen sollten: Kolonialismus (die Marshallinseln waren einst deutsche Kolonie), Klimawandel (die Inseln liegen nur knapp über dem Meeresspiegel) und nukleares Erbe (die Inseln waren Testgebiet für Kernfusions- und Kernspaltungsbomben).

Über die Atombombenversuche auf den Marshallinseln sprach sie unter dem Titel „Das Papier blieb kalt“ in einer Talkrunde, die wir von den kameradisten.org für ALEX TV (Berlin) produzierten, mit Prof. Dr. Wolf D. Hartmann („Der Bikini Skandal“), Dr. Nadim Samman, (»As We Used to Float«) und Prof. Hannes Brunner, (KHB, Mitinitiator und Koordinator des Projekts MI_CC) und Dr. Viviana Uriona (Regie: ONE WORD).

ALEX strahlte die Talk-Runde insgesamt drei Mal aus, und zwar am 10.4.21 um 19 Uhr, am 11.4.21 um 22 Uhr und am 12.4.21 um 13 Uhr.

https://www.alex-berlin.de/tv/livestream.html

67 Atombombentests führten die USA von 1946 bis 1958 auf dem Bikini-Atoll und auf Eniwetok durch. 1966 wurden diese Inseln von den US-amerikanischen Behörden wieder als bewohnbar freigegeben. Mitte der 1970er-Jahre wurde aufgrund der starken Strahlenbelastung erneut evakuiert. Nach heutigen Erkenntnissen wird das Gebiet frühestens ab 2040 wieder bewohnbar sein. 2014 reichten die Marshallinseln gegen alle Atommächte vor dem Internationalen Gerichtshof Klage ein. 2015 wurde das Volk des Inselstaates für sein Engagement in der Anti-Atombewegung mit dem Ehrenpreis des Right Livelihood Award bedacht. Die Marshallinseln gehören zu den Regionen der Welt, die mit der Zunahme von Extremwetterereignissen und dem weltweiten Anstieg der Meeresspiegel stark vom globalen Klimawandel betroffen sind.

ONE WORD gewinnt beim LIDF in London

Unser Dokumentarfilm ONE WORD gewann heute als deutsch-marshallesischer Beitrag zum britischen LIDF#20 die „Best Film / Special Mention“ der Jury. Das LIDF (The London International Documentary Festival) ist eines der bedeutendsten und prestigeträchtigsten Dokumentarfilmfestivals der Welt (BAFTA: Kategorie A), das regelmäßig relevante Impulse für die internationale Filmbranche setzt.

Das LIDF ist zugleich Londons ältestes und größtes Filmfestival. Die Edition des Jahres 2020 wurde coronabedingt an den Beginn des Jahres 2021 verschoben und fand gerade statt.

Unter den 34 Filmen, die zugelassen und im Wettbewerb standen, vergab die Jury nur vier Preise. In der Kategorie bester Langfilm erhielt ONE WORD „Special Mention, Best Film, LIDF20“ als ein Film „von hoher Aktualität und Relevanz, der die Wirksamkeit des partizipativen Dokumentarfilmansatzes beweist und zugleich lebendig und wunderschön erzählt.“

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Lichtenfilm

In einer Filmwerkstatt nach unserem „140 Gramm Konzept“ erstellten Lichtenberger*innen quer durch die Generationen eine Dokumentation über ihren Kiez im Rahmen ihres Projektes „Neue Nachbarn – Neue Zukunft“. Wir begleiteten die Workshopteilnehmer*innen von der Ideenfindung, über die Planung, die Entwicklung der Interviewleitfäden, vom Dreh bis zum Schnitt. Im fertigen Streifen „Lichtenfilm“ sprechen Lichtenberger*innen über sich selbst, ihren Stadtteil, über dessen (ostdeutsche) Vergangenheit und dessen wünschenswerte Zukunft, über Lichtenbergs unwiderstehlichen Charme und seine offensichtlichen Missstände.

Für den Dreh wurden ausschließlich die unterschiedlichen Smartphones der Teilnehmenden als Kamera und Audiorecorder verwendet und als Schnittwerkzeug kam die kostenlose Edition von Lightworks zum Einsatz. Den Film könnt ihr ab jetzt unter diesem Link auf seinen eigenen Webseite ansehen.

ONE WORD verschenken?

Vorgestern Nacht erhielten wir eine E-Mail aus Magdeburg. Jemand erkundigte sich, ob es eine Möglichkeit gäbe, ein Ticket für ONE WORD im Onlinekino auch zu verschenken, in der Form eines Gutscheins zu Weihnachten. Und da dachten wir, das das eigentlich eine tolle Idee ist. Wenn die Menschen sich nachdenkliche Bücher zu Weihnachten schenken, warum dann nicht auch ein Ticket für einen nachdenklichen Film wie ONE WORD?

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