Keine Zeit zum Schreiben

Wieder ist viel passiert. So viel, dass wir diesen Blog sehr vernachlässigen. Bis zum Sommer 2018 haben die Teilnehmenden unserer Workshops und wir vor allem viele Interviews und Schnittbilder gedreht. Die Menge des Materials ist enorm. Daneben haben wir kleinere Film-Projekte geschnitten, von denen sich einige in diesem Blog finden (werden). Zusätzlich zu den Workshops auf Majuro übernahm Christina Workshops auf Ebeye. Wir konnten 75 Menschen auf den Marshallinseln in die Filmarbeiten aktiv involvieren, wobei wir die vielen Ratgeber*innen und Helfer*innen gar nicht mitzählen. Das sind stolze 0.14 Prozent der Gesamtbevölkerung, aber vor allem sind es 75 großartige Menschen, die ihre Erfahrungen, Sichtweisen und Ideen in das Projekt einbringen. (*1)

(Text: Mark Uriona) „Unsere Leute“ führten uns an Orte, an die wir nicht gedacht hätten und sie stellten uns Menschen vor, die wir ohne sie nicht kennengelernt hätten. Und die Teilnehmenden führten die Interviews mit ihren Bekannten und Freunden ganz anders, als „wir Fremden“ es vermocht hätten. Wobei die Fremdheit hier schnell vergeht. Mit vielen Menschen in der RMI verbinden uns inzwischen Freundschaften. Es wird schwer werden, zu gehen.

Jetzt sitzen wir mit einer kleineren Gruppe im Schnitt. Wir haben einen Raum in unserem Haus in Lojkar als Schnittraum eingerichtet. An den Montagen fahren wir nach Laura und schneiden dort mit den Leuten von der High School auf einem unserer starken Laptops. Die ursprüngliche Absicht, in Majuro bereits einen fertigen Rohschnitt zu entwickeln, haben wir angesichts der Fülle des Materials verworfen.

Wir subclippen nach dem Flugzeugprinzip. Ein Projektor wirft das Bild des Schnittprogrammes für alle an die Leinwand. Der Teilnehmende, der aktiv schneidet, hat die Pilot*innenrolle und erhält Assistenz von einem Teilnehmenden mit Copilot*innenrolle. Die „Passagiere“ (alle übrigen Teilnehmenden) verfolgen den Schnitt. Aus ihren Reihen rückt dann jemand in das Cockpit auf. Der/die Pilot*in geht zurück zu den Passagieren und der/die vormalige Copilot*in schneidet aktiv bis wieder weiter gewechselt wird. Klingt kompliziert? Ist aber einfach. Die Idee ist es, alle Beteiligten in den Schnitt immer wieder aktiv einzubeziehen und zugleich allen (auf der Leinwand) das selbe Wissen zu ermöglichen.

Wir sichten und subclippen sehr selektiv und versuchen zusammen eine Dramaturgie zu entwerfen. Und die entwickelt sich schnell in Form von unzähligen Klebezetteln und beschriebenem Packpapier an den Wänden des Raumes. Einige Entscheidungen haben wir schon ziemlich fest getroffen. Der Film wird z.B. einmal mit der Geschichte der Nukleartests beginnen, obwohl diese Einführung zunächst vom Thema Klimawandel wegführt. Und es gibt bereits eine Idee für das Ende, die wir wohl nicht wieder verwerfen werden. Auch die thematische Ordnung steht, wenn auch noch wackelig. Unsicher sind wir uns, wie es gelingen soll, die Vielzahl der Interviewpartner*innen in einen einzigen Film zu integrieren.

(*1) Die Namen aller Teilnehmenden finden sich heute im Abspann von „One Word“ und auf der Webseite des Filmes.

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