Kamera läuft und läuft und…

Wir sind nach Rita gefahren. Weiter fahren kann man nicht, hier endet Majuros einzige Hauptstrasse. (*1) Von diesem Punkt aus kann man auf die nächsten Inseln des Atolls rüberschauen, die sich rund um die Lagune anordnen. Den Ort haben unsere Workshopteilnehmer Hanson und Ronny für ihr Interview vor der Kamera ausgewählt. Beide sind hier in Rita aufgewachsen, leben jetzt aber im Stadtzentrum („town-town“) von Majuro. Wir bauen das Stativ auf, richten gemeinsam die große Canon ein und checken den Ton. Ok, sind alle bereit? „Audio nimmt auf.“ „Kamera läuft.“ Los geht´s.

(Text von Christina Schulze) Die dritte Workshop-Woche hat begonnen und wir sind bereits mittendrin im Filmen und Interview führen. Wir haben insgesamt 46 TeilnehmerInnen (*2) in 6 verschiedenen Workshops über die Woche verteilt und die Dinge entwickeln sich schnell.(*3)

Zu Beginn der Workshops gibt es jeweils einen theoretischen Input zu den Bereichen Technik, Audio, Kameraführung, Bildausschnitt, Interview und Stilmittel im Dokumentarfilm. Dann geht es direkt in die Praxis, wir gehen raus, suchen nach Orten für Interviews, die Workshop-TeilnehmerInnen befragen und filmen sich zunächst gegenseitig. Wie Detektive begeben wir uns auf die Suche nach wahren Geschichten. Gemeinsam überlegen wir, wer als Interviewpartner (außerhalb unseres Kreises) für den Film über die Marshall Islands in Frage kommt. Die TeilnehmerInnen trauen sich langsam immer mehr zu und merken, wie viel sie eigentlich schon über das Handhaben der Technik wissen, aber vor allem auch über ihr eigene Geschichte und Kultur, die sie uns kontinuierlich vermitteln. Neben den Stimmen von Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft, Bildung und Wissenschaft, sind wir besonders daran interessiert, auch die Stimmen der sogenannten “normalen Leute” zu hören und aufzunehmen.

Aber heute sind wir in Rita. Hanson interviewt Ronny, der spricht an manchen Stellen im Interview lieber auf Marshallese. Wir verstehen tatsächlich einige Brocken, denn manche Wörter sind aus dem Englischen übernommen. Wörter wie „plastic“ und „Climate Change“. Aber viel ist es nicht, was wir ausmachen können. Dennoch ist es uns wichtig, dass die englische Sprache keine Barriere darstellt. Wir sprechen es immer wieder an, dass jedem frei gestellt ist in English oder Marshallese zu sprechen. Wichtig ist, dass sich die Interviewten wohl fühlen, wenn sie etwas mitteilen wollen. Wir haben sowieso vor, mit ÜbersetzerInnen gemeinsam das Material auszuarbeiten und die TeilnehmerInnen sprechen ja Marshallese.

Wir wissen nicht Alles, was Ronny an diesem Tag in Rita zu berichten hatte. Aber wir haben seine Mimik und Gestik gesehen, als er Marshallese sprach. Sie war eindringlich. So reden Menschen, die etwas zu erzählen haben. Wir sind gespannt, bald zu erfahren, was es war.

Updates (in Fußnoten)

(*1) Die befestigte Straße führt von „Laura“ nach „Rita“ und selbstverständlich zurück. Die Namen kommen aus der Zeit der US-Amerikanischen Stationierung und sind Anleihen der amerikanischen Soldaten bei den Schauspielerinnen „Rita Hayworth“ und „Lauren Bacall“. Hier könnt ihr die Strecke sehen

(*2) Tatsächlich wurden es später noch mehr Teilnehmende und nicht nur auf Majuro, sondern auch auf Ebeye gab es Workshops. In Laura (Majuro) nahmen 13 Schüler*innen aus der Laura High School and unserem Montags-Workshop teil. Sie waren unsere jüngste Gruppe. Die Workshops unterteilten sich in zwei Phasen: Drehen und Schneiden. Eine Übersicht zu den Terminen der Drehworkshops hatten wir auf dem alten Filmblog (withstanding-the-waves.com) online gestellt (und auch die Zeitung hatte es abgedruckt). Die Termine findet ihr heute immer noch, wenn ihr hier klickt und scrollt.

(*3) Dies war der Ankündigungstext in Marshallesischer Sprache:

[English below] Office eo an Jo-Jikum koba lok ibben jet German Filmmakers (KARMERADIST) rej bajok in kommani joun project eo im ej make wot. Im kwoj RIWAINENE nan koba tok. “Kin bwbwenato in Aelon Kain Ad”. Enaj joun film project eo im kwoj make ejak e, ak kommani. Enaj wor jilu (3) kotobar ko an project in.

1. Kwe eo im konaj bok ko naam, konaj ekatak kilen im wewin am kojerbal camera im audio program ko, konaj bar katak kilen im wewin edit video, renaj bar enwot lewoj kapeel ko, im konaj aikuj e nan ilju im jokloj nan am kojerbal jela eo kin kommani pija nan kwalok melele ak kotobar ko am nan aolep.

2. Ko ban bed wot im e katak, ak komeron bar erom joun Ri kaki in komman pija, konke ej joun project eo im elap wot am naj bok konaam im kommani jerbal in pija, men kain remaron bar komman bwe jerbal ko am kin komman pija ren bonbon im lal in en kile im katak jen yuk kin am kwalok kin manit in ad, kapeel kain ad , im ukoktak in mejatoto (Climate Change).

3. Project in enaj etal wot im walok ilo international cinema ko, ak jikin pija ko rellap ilo lal ko rellab. Enaj jet pija ko im naj kwelok ke rar komman jen armij in aelon kain ad, nan wot kwalok nan armij ro jet belaak in lal in kin jonan mweie in ad kin manit in ad, im ta kabanban ko jej jelmae ilo ad kajeon kojbarok koj kab lal in ad jen ukoktak in mejatoto ak climate change.

It’s free! Pick one of these workshop days and come in on time to join us:

– Every Monday from 3 pm to 8 pm at Laura Highschool (Ask for the media team)
– Every Wednesday from 10 am to 3 pm in the Majuro City Hall (Please take care of proper dressing)
– Every Friday from 10 am to 3 pm at CMI Campus in the Old Library
– Also every Friday from 3 pm to 8 pm at CMI Campus in the Old Library
– Every Sunday from 10 am to 3 pm at CMI Campus in the Old Library

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